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Der Businessplan: die wichtigsten Bausteine


Fachbeitrag in der Beauty Forum (MEDICAL 04/2019)

Der Trend ist klar: Medical Beauty ist das Nonplusultra in der Kosmetikbranche. Viele selbständige Kosmetikerinnen wünschen sich nichts mehr, als selbst ein solch professionelles Fachinstitut ihr Eigen zu nennen. Doch der Weg dahin ist gepflastert von ein paar Hürden und Hindernissen. Wie Sie diese gut meistern, erfahren Sie in dieser Serie. Wir starten mit den wichtigsten Elementen eines Businessplans. 

Wie bei nahezu jeder großen Unternehmung liegt auch hier der Schlüssel zum Erfolg in der Planung. Und bereits seit vielen Jahren hat sich als Planungsinstrument der sogenannte „Businessplan“ durchgesetzt. Jedes Kreditinstitut kann ihn lesen und sogar Branchenunkundige sind so in der Lage, schnell und fundiert das wirtschaftliche Potenzial des neuen Geschäftsmodells zu erkennen. Und genau diese meist branchenunkundigen Geldgeber werden Sie benötigen, denn ohne zusätzliches Kapital wird der Traum vom eigenen Medical Beauty-Fachinstitut schnell zum ruinösen Alptraum.

In dieser Fachreihe beschäftigen wir uns mit allen notwendigen Überlegungen, die ein solcher geschäftliche Richtungswechsel zum Medical Beauty-Fachinstitut mitbringt. Die wichtigsten Themen davon behandeln wir sogar sehr detailliert, angefangen mit dem grundsätzlichen Aufbau und Inhalt eines solchen Businessplans.

Businessplan in zwei Teilen

Der Businessplan besteht in der Regel aus einem Textteil und einem Zahlenteil. Der Textteil (die sogenannte konzeptionelle Gründungsplanung), mit dem wir uns heute beschäftigen, erläutert Ihre neue Unternehmung in einfach verständlichen Worten. Er zeigt Ihr Alleinstellungsmerkmal, Ihren Wettbewerbsvorteil, das Marktpotenzial in Ihrer Region, aber auch Chancen und Risiken Ihrer Unternehmung auf. Alles mit wenig Fachjargon und so formuliert, dass möglichst selbst ein völlig Kosmetikunkundiger das Erfolgspotenzial herauslesen kann.

Der Zahlenteil (die sogenannte betriebswirtschaftliche Gründungsplanung) ist dann schon was für Rechenprofis, denn er stellt Ihre voraussichtlichen Kosten, Umsätze und geplanten Investitionen gegenüber. Damit soll auf betriebswirtschaftlicher Ebene bewiesen werden, dass Ihr Medical Beauty-Fachinstitut nachhaltig erfolgreich sein wird, es Wachstumspotenzial hat und Sie davon gut leben können. Beachten Sie dabei bitte: Nichts kommt Ihnen bei möglichen Investoren mehr in die Quere als die sprichwörtliche „rosarote Brille“ voller überschwänglicher Erfolgs-Euphorie. Die betriebswirtschaftliche Gründungsplanung, also die Kalkulation hinter Ihrem Businessplan betrachten wir jedoch im Detail in der nächsten Ausgabe.

Die wichtigsten Komponenten

Heute geht es erst einmal um den Textteil und seinen wichtigsten Komponenten. Der Businessplan folgt einem historisch gewachsenen Aufbau. Den Anfang bildet ein Deckblatt, auf dem Ihre Kontaktdaten und bereits an prominenter Stelle auch schon Ihr neues Logo eingefügt sein darf. Von einer zu verschnörkelten Darstellung rate ich jedoch ab, da die Leser des Plans meist wichtige Informationen nicht erst suchen, sondern möglichst auf einen Blick erfassen wollen. Gestalterisch könnte man also sagen: „weniger ist mehr“.

Hinter dem Deckblatt folgt das Inhaltsverzeichnis, dann kommt der Textteil, der Zahlenteil und gegebenenfalls ein Abkürzungsverzeichnis, ein Quellenverzeichnis (wenn Sie z.B. aus Fachbüchern zitieren) und die zum Businessplan gehörenden Anlagen. Das sind z.B. Angebote von Fachhändlern für Geräte, Einrichtung, Erstausstattung Depot, etc. – Soweit zum groben Aufbau des Gesamtwerks. Jetzt geht’s ins Detail.

Textteil immer nach Schema F

Die konzeptionelle Gründungsplanung, also der Textteil, folgt im Grunde immer ein und demselben Schema, welches sich auch im Inhaltsverzeichnis widerspiegeln sollte. Als erstes Kapitel steht eine kurze Zusammenfassung, in manchen Fällen auch „Executive Summery“ bezeichnet. Sie umreißt grob in kurzen, klaren Worten Ihre geplante Unternehmung, den Standort, die anvisierte Zielgruppe, Sie als fachkundige/n Unternehmer/in sowie ein paar der wichtigsten Erfolgspotenziale. Dabei sollten Sie keinesfalls Romane schreiben. Orientieren Sie auf ca. eine halbe DIN A4-Seite, das reicht völlig für einen ersten Eindruck schindenden Vorgeschmack. Die Zusammenfassung dient hierbei lediglich dazu, beim meist branchenunkundigen Leser das Interesse für Ihre neue Geschäftsidee zu wecken.

 

Ein Tipp aus der Praxis:

Schreiben Sie erst alle Einzelkapitel und setzen Sie anschließend die wichtigsten Aussagen zu dieser Zusammenfassung zusammen. Das wird Ihnen sicher wesentlich leichter fallen.

 

Persönliche Voraussetzungen

Nach dieser Zusammenfassung geht es in die Tiefe Ihres Konzepts. Im Folgenden führe ich die einzelnen Kapitel mit entsprechenden Hinweisen und Praxistipps in genau der Reihenfolge auf, wie sie dann in Ihrem Businessplan und natürlich auch dem Inhaltsverzeichnis eingefügt sein können. Wenn Ihnen über diese Kapitel hinaus noch das eine oder andere erwähnungswürdige Kapitel einfällt, können Sie es natürlich gern an logischer Stelle in Ihren Businessplan hinzufügen. Der Grundaufbau des Konzepts sollte jedoch im Sinne einer einfachen Lesbarkeit erhalten bleiben.

Für den Aufbau Ihres persönlichen Businessplans behalten Sie sich einfach grob die fünf W’s im Hinterkopf. Also „Wer? Was? Wo? Wie? und Wie viel?“.

Das „Wie viel?“ beantworten wir in der betriebswirtschaftlichen Gründungsplanung in der nächsten Ausgabe, also widmen wir uns im Textteil erst einmal den ersten vier W-Fragen.

Gründerperson / persönliche Voraussetzungen

Nach der Zusammenfassung und als erste dieser W-Fragen beantworten Sie also nun das „Wer?“. Hier dürfen Sie nun das erste Mal richtig mit Details punkten. Im Kapitel Gründerperson sind Ihre Erfahrungen in der Branche, Weiterbildungen und vor allem Ihr Wissen in Sachen Unternehmensführung gefragt. Machen Sie deutlich, welche Kompetenzen Sie mitbringen und dass Sie sich auch In Kalkulation und Preisgestaltung bestens auskennen. Aber achten Sie auch hier darauf, Superlativen wie z.B. „die beste Kosmetikerin“ zu vermeiden. Zeichnen Sie lieber ein realistisches Bild von sich.

 

Praxistipp: Sollte Ihnen vertiefendes BWL-Wissen noch fehlen, können Sie gern auch darauf verweisen, dass Sie zurzeit auf der Suche nach einer entsprechenden Weiterbildung sind. Niemand erwartet Perfektion, sehr wohl jedoch ein hohes Maß an Engagement.

 

Positiv wirken sich hier auch Zertifikate von Weiterbildungen aus, auf die Sie z.B. als „Anlage 1“ im Kapitel verweisen und welche Sie dann in Kopie den Anlagen (hinter dem Zahlenteil) beifügen.

Produkt / Dienstleistung

Das nächste Kapitel beantwortet das „Was?“. Missverstehen Sie den Titel bitte nicht. Hier wird nicht nach den Kosmetikprodukten der Hersteller gefragt. Vielmehr formulieren Sie in diesem Kapitel die Besonderheiten Ihrer neuen Behandlungswelt: Also welche Bedürfnisse hat Ihr zukünftiger Kunde und welche Behandlungen und Technologien sind in der Lage, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Bei der Beschreibung Ihrer neuen Dienstleistung werden Sie wahrscheinlich nicht um ein paar Fachbegriffe wie z.B. Microdermabrasion, kosmetischer Hochfrequenz-Ultraschall, Micro-Needling oder Radiofrequenz herumkommen. Das macht auch nichts - achten Sie nur darauf, diese Begriffe kurz und mit einfachen Worten möglichst noch im gleichen Satz näher zu erklären.

Seien Sie sich immer bewusst, dass der Leser in der Regel ein branchenfremder Investor (z.B. eine Bank) ist, der weder etwas von Kosmetik noch von den speziellen Kundenwünschen versteht. Diese Personen wollen sich nicht unwissend fühlen, so etwas kratzt unangenehm an der Ehre und Ihr Konzept kann schnell abgelehnt werden.

Sehr gern können Sie im Zusammenhang mit Ihrer Dienstleistung schon auf marktübliche Verkaufspreise und Stundensätze zu sprechen kommen. Das erleichtert Ihren zukünftigen Investoren den Zusammenhang mit dem Zahlenteil. In der Regel springen gerade Banker während des Lesens zwischen Text- und Zahlenteil hin und her. Durch den scheinbar nachvollziehbaren Zusammenhang machen Sie es diesen Leuten einfacher, Ihren Plan und sein Erfolgspotenzial schneller zu erfassen. Und schnell ist in diesem Zusammenhang sehr gut!

Standort

Und damit kommen wir zum „Wo?“. Wenn Sie nicht gerade ein elegantes Ladengeschäft in 1A-Lage einer größeren Innenstadt betreiben, werden Sie sich mit dem Thema Standort tatsächlich noch einmal auseinandersetzen müssen. Oder etwa doch nicht?

Dieses Thema lässt sich nicht einfach kurz am Rande klären. Damit und wie Sie das Beste aus Ihrem derzeitigen Standort herausholen können, beschäftigen wir uns in einer der folgenden Ausgaben noch einmal ausführlich.

Markt und Wettbewerb

Die folgenden drei Kapitel drehen sich im Grunde genommen alle um das „Wie?“. In diesem jedoch geht es jedoch vor allem um Ihre Konkurrenz sowie um Ihre Zielgruppe für die neuen teuren Medical Beauty-Treatments. Ihrer Zielgruppe und wie Sie sie erkennen, beschreiben und ansprechen, widmen wir wegen der Wichtigkeit des Themas einen ganz eigenen Beitrag in einer der folgenden Ausgaben.

Der Wettbewerb

Sie können davon ausgehen, dass meist schon jemand vor Ihnen die gleiche Idee gehabt hat. Also egal, was Sie anbieten wollen, in der Regel gibt es in Ihrem Umfeld bereits mindestens ein Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsprofil. Recherchieren Sie diese und beschreiben Sie Ihre Vorteile und Alleinstellungsmerkmale gegenüber dieser Konkurrenz.

 

Und dazu ein Tipp aus der Praxis:

Die gleiche Leistung nur eben billiger anzubieten, überzeugt weder kaufkräftige Neukunden noch mögliche Investoren. Ein Profi und Spezialist kennt seine wahren Stärken und steht zu seinem Wert!

 

Also nehmen Sie sich die Zeit und prüfen Sie das Angebot Ihrer Wettbewerber. Finden Sie Lücken oder Verbesserungspotenziale und dann passen Sie Ihr Geschäftsmodell danach an.

Marketing und Vertrieb

In diesem Kapitel geht es darum zu beschreiben, wie Sie mit den zur Verfügung stehenden Marketinginstrumenten mit Ihren (Neu-)Kunden kommunizieren und gleichzeitig Ihrer Konkurrenz begegnen. Beschreiben Sie also Ihren neuen Marktauftritt mit dem neuen Logo, Infobroschüren über Ihr einzigartiges Angebot, mit welchen hochpreisigen Kooperationspartnern Sie zusammenarbeiten werden und welche Werbekanäle Sie außerdem noch für eine erfolgreiche Marktdurchdringung verwenden wollen. Regelmäßige Aktionen, Infoabende mit Spezialisten, Produkteinführungen oder neue bahnbrechende Technologien für noch bessere Ergebnisse sollten regelmäßig kommuniziert werden, um für Stammkundenbindung und Neukundengewinnung zu sorgen. Das alles kostet Geld und sollte im Zahlenteil des Businessplans berücksichtigt werden.

Erfolg kommt mit positiver Bekanntheit – beschreiben Sie also in diesem Kapitel die ganze Bandbreite an Werbemöglichkeiten, um schnell in Ihrer Region sehr bekannt zu werden. Nur eine Internetseite und/oder Facebook-Fanpage überzeugt keinen möglichen Investor.

Chancen und Risiken

Ein ambitionierter Unternehmer schaut nach vorn und plant aktiv seine geschäftliche Zukunft. Dazu gehört es auch, Chancen zu erkennen und für einen permanenten Erfolgskurs zu nutzen. Der Leser Ihres Businessplans möchte Zukunftsperspektiven sehen und wie Sie damit ein nachhaltiges Geschäft aufbauen. Keine Bank investiert schließlich gern in eine Eintagsfliege.

Ebenso verhält es sich mit den Risiken. Gefahren durch gesetzliche Änderungen, durch finanzkräftigere Wettbewerber oder auch umfangreiche Sanierungsarbeiten Ihres Straßenabschnitts sind vielleicht nicht immer an der Tagesordnung, aber dennoch möglich. Ein zukünftiger Investor möchte hier lesen, dass Sie derartige Risiken erkennen, deren Auswirkungen emotionslos bewerten und mit geeigneten Maßnahmen die Wirtschaftlichkeit Ihres Geschäfts erhalten können.

 

Nach diesem Kapitel folgt nun schon die betriebswirtschaftliche Gründungsplanung, also der Zahlenteil. Ein spannendes Thema und bei jedem Businessplan in der Regel die eigentliche Herausforderung. Deswegen werden wir uns in der nächsten Ausgabe ganz ausführlich mit diesem zweiten Teil des Businessplans beschäftigen.

 

© Autor: Thomas Pretschner

 

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